Projekt

Mit sechs Beinen in der Biodiversitätskrise

Als die artenreichste Tiergruppe weltweit sind Insekten ein wesentlicher, in nahezu jedem Lebensraum zu findender Bestandteil der biologischen Vielfalt. Ihre Zahl nimmt jedoch rapide ab. Betroffen sind nicht nur unsere Bienen, deren Rückgang hin und wieder große mediale Aufmerksamkeit erhalten hat. Seit Jahrzehnten wird ein massiver Verlust von Insektenarten und ein Schwinden ihrer Gesamtbiomasse verzeichnet. Die Ursachen für dieses Insektensterben sind vielfältig. Als Hauptfaktoren werden der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Veränderung, Fragmentierung und Verlust der Lebensräume gesehen.1 Auch die erhöhte Lichtemission im Siedlungsraum, die sogenannte „Lichtverschmutzung“, trägt zum Insektensterben bei.2

Weitreichende Auswirkungen

Vom Schwinden der Insekten betroffen sind nicht nur beispielsweise unsere heimischen Singvögel, denen die Nahrungsgrundlage verloren geht. Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Käfer erbringen auch für uns Menschen eine enorme ökonomische Leistung bei der Bestäubung unserer Kulturpflanzen. So konnte eine Studie von Forschenden der Universität Hohenheim aus dem Jahr 2021 aufzeigen, dass allein in Deutschland der volkswirtschaftliche Nutzen durch die Bestäubungsleistung von Insekten mit durchschnittlich 3,8 Milliarden Euro pro Jahr zu Buche schlägt.3

Ein Pilotprojekt im Verbund

Wir möchten dem Insektensterben entgegenwirken und dabei nachhaltige Schutzmaßnahmen ergreifen. Wir, das sind die Regionale Aktionsgruppe Saale-Holzland e. V. (als Träger der NATURA 2000-Station „Mittlere Saale“), der Geo-Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ e. V. und der Landschaftspflegeverband „Westsachsen“ e. V. im Verbund. Mit dem Projekt „Integrativer Insektenschutz – Aktionsnetzwerk Mitteldeutschland (InsektA)“ möchten wir Flächen im landwirtschaftlichen Raum und im Siedlungsgebiet insektenfreundlich (um-)gestalten. Wir entwickeln also keine isolierten Schutzgebiete, sondern integrieren den Insektenschutz in die Produktionsabläufe und öffentlichen Lebensbereiche. So soll dazu beigetragen werden, dass Insektenschutz zur alltäglichen Selbstverständlichkeit wird.

Damit das gelingen kann, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Von Balkongärtner/-innen über öffentliche Flächeneigentümer/-innen bis zum landwirtschaftlichen Großbetrieb kann jede/-r einen Beitrag leisten. Wie Sie sich beteiligen können, erfahren Sie hier.


1 SRU – Sachverständigenrat für Umweltfragen (2018): Für einen flächenwirksamen Insektenschutz: Stellungnahme. Bonn: 51 S.; BMU – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und nukleare Sicherheit (2018): Schriftlicher Bericht für die 90. Umweltministerkonferenz vom 6.-8. Juni 2018 in Bremen: Top 22 – Bericht des Bundes über Kenntnisstand, aktuelle Forschungen und Untersuchungen zum Insektensterben sowie dessen Ursache. Bonn: 17 S.; Sánchez-Bayo, F., Wyckhuys, K. A. G. (2019): Worldwide decline of the entomofauna: A review of its drivers. Biological Conservation 232: 8–27.

2 u. a. Knop, E.; Zoller L.; Ryser, R.; Gerpe, C.; Hörler, M.; Fontaine, C. (2017): Artificial light at night as a new threat to pollination. Nature 548: 206–209; MacGregor, C. J.; Evans, D. M.; Fox, R.; Pocock, M. J. (2017): The dark side of street lighting: impacts on moths and evidence for the disruption of nocturnal pollen transport. Global Change Biology 23: 697–707.

3 Lippert, C.; Feuerbacher, A.; Narjes, M. (2021): Revisiting the economic valuation of agricultural losses due to large-scale changes in pollinator populations. Ecological Economics: 180. https://doi.org/10.1016/j.ecolecon.2020.106860